Im Laufe eines Lebens gibt es unzählige erste Male. Je jünger wir sind, desto häufiger sind diese. Erste Male sind kleine und große Meilensteine, denn mit ihnen tritt etwas Neues in unser Leben, das wächst und sich entwickelt. Das erste Mal Weihnachten feiern, der erste Zahn, der erste Besuch der Zahnfee, der erste Schultag, das erste selbst gelesene Buch, die erste Klassenfahrt, die ersten Pickel, der erste Kuss, zum ersten Mal Schmetterlinge im Bauch spüren, die erste Fahrstunde. Später, wenn wir längst erwachsen sind, steuern wir manches erste Mal durchaus ganz bewusst. Andere erste Male, wie zum Beispiel, dass erste Fältchen, das man im eigenen Gesicht entdeckt pirschen sich unauffällig an. Aber lange bevor wir die eigene Endlichkeit begreifen, gibt es im Alter von fünf bis acht Wochen ein großes erstes Mal, das erste Lächeln.

Ein Baby in diesem Alter versucht Gesichtsausdrücke nachzuahmen. Blickt es in lachende und strahlende Gesichter, dann lächelt es ebenfalls freundlich mit allem, was es im Gesicht hat zurück. Hier kommt ein sehr schönes Aber: Auch blinde Babys lächeln und lachen, man kann also durchaus daraus schließen, dass uns beides von Mutter Natur in die Wiege gelegt wurde. Zwischen dem sechsten und achten Monat beginnen die kleinen Erdenbürger schließlich zu fremdeln. Sie können nun ihre Bezugspersonen erkennen und damit von Fremden unterscheiden. Gelächelt und gelacht wird natürlich immer noch was das Zeug hält, aber in dieser Phase erst, wenn man miteinander warm geworden ist. Nicht unerwähnt bleiben darf das sog. Engelslächeln, das sich zeigt, wenn ein Baby seelig in Morpheus Armen schlummert.

Und später, wenn wir schon groß sind, wem gilt da unser Lächeln und warum tun wir es überhaut? Manchmal keinem, zumindest keinem anwesenden Menschen. Ein Lächeln drückt aus, dass wir gerade glücklich sind. Dann Lächeln wir unbeobachtet, einfach so. Ein Lächeln ist aber auch ein Mittel der Kommunikation. Zum Beispiel signalisiert es Vertrauenswürdigkeit und auch Fröhlichkeit. Ein Lächeln ist keine Einbahnstraße, seine Intensität und Dauer hängt auch von der Reaktion des Empfängers ab. So ein Lächeln kann beinahe unendlich viele Gesichter haben, u.a. zurückhaltend, still, strahlend, unschuldig oder leise. Es kann auch als Maske dienen, weil Höflichkeit gerade angesagt ist, wir fotografiert werden oder wir vielleicht sogar verbergen möchten, dass uns gerade so gar nicht nach lächeln zumute ist.

Und nun Hand auf Herz: es gibt sie, Situationen, in denen Lächeln alleine dann auch nicht mehr weiterbringt. Dann ist Schluss ist mit lustig, der Rumdruckserei und dem Schmusekurs für alle Beteiligten. Es gilt dann mitten hineinzuspringen in den heißen Brei und Klartext zu reden. Aber wenn dies an der richtigen Stelle getan ist, kann man auch wieder leichten Herzens lächeln und generalisierte Vorwärtsverteidigung erübrigt sich. Wem daran gelegen ist, seinen Mitmenschen den Tag zu verderben, muss gar nicht unfreundlich werden. Einfach glücklich sein, reicht auch aus, denn das provoziert alle am meisten.

Forscher haben herausgefunden, dass Kinder bis zu 400 Mal pro Tag Lächeln und Lachen, Erwachsene mit ca. 15 Mal pro Tag dagegen etwas weniger. Zum Lächeln gehört das Herz, zumindest metaphorisch betrachtet. Dieses liegt im sog. Mediastinum zwischen den beiden Lungenflügeln. Es ist etwas größer als die Faust des Menschen, in dessen Brust es schlägt. Sein längster Durchmesser ist etwa 15 cm und wird durch die Herzachse gebildet. So ein Herz wiegt etwa 0,5 % des jeweiligen Körpergewichts, im Durchschnitt etwa 300-500 Gramm. Es schlägt physiologischerweise meist rhythmisch, aber nicht ganz so exakt wie das Ticken einer Uhr. Seit dem Beginn der ´90er Jahre ist es medizinisch anerkannt, dass das Herz vor Kummer krank werden und “brechen” kann. Der Fachbegriff dazu heißt “Broken-Heart-Syndrom” und die Symptome gleichen denen eines Herzinfarktes.

Aber zurück zu all dem, was Gut ist zwischen Menschen. Im Laufe des Jahres gibt es viele Aktions- und Gedenktage, die genau das feiern. Hier eine kleine Auswahl: Weltknuddeltag, Tag der Komplimente, Welttag des herzhaften Lachens, Tag des Kusses, Tag der grundlosen Nettigkeiten, Umarme-deine-Katze-Tag, Winke-einem-Nachbarn-mit-allen-zehn-Fingern-Tag. Dem Gegenüber steht der Tag des Griesgrams, dieser, so las ich, soll auf Oscar aus der Sesamstraße zurückgehen. Sie wissen schon, der, der immer bei Regen und bei Sonne in der Tonne sitzt.

Das Lächeln hat sogar seinen eigenen Tag! Bald ist es wieder soweit, Am 2.10.2020 ist der Welttag des Lächelns. 1963 entwarf der amerikanische Grafiker Harvey Bell den weltberühmten Smiley und zwar als Werbekampagne für eine Versicherung. 1999 erschuff Bell schließlich den Welttag des Lächelns mit dem bescheidenen Ziel wenigstens einen Menschen zum Lächeln zu bringen, was ihm gelungen sein dürfte. Also bis dahin fleißig üben bitte, damit das Lächeln an seinem Ehrentag besonders strahlend ist.

Die Gesichtserkennung ersetzt oder ergänzt in vielen Bereichen mittlerweile die persönliche Identifikation. Ich fände es enorm witzig, wenn ein kluger Kopf eine Gesichtserkennung erfände, die nur dann funktioniert, wenn man so richtig herzlich in die Kamera lächelt. Das folgende Zitat von Heinrich dem IV wurde meines Wissens nie mit Studien belegt, aber ich es ist dennoch logisch: “Mit einem Esslöffel voll Honig fängt man mehr Fliegen, als mit 20 Fässern Essig”.

 

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