Medizinische Eselsbrücken. Ich liebe sie einfach. Zum Beispiel schadet es nicht zu wissen, dass eine durchschnittliche Schwangerschaft 268 Tage dauert. Die Merkhilfe dazu lautet: Zwei hatten Sex ohne Acht zu geben. Die weißen Zellen des Blutes lassen sich u. a. nach ihrer Häufigkeit ordnen: Neutrophile Granulozyten (60-70 %), Lymphozyten (20-30 %), Monozyten (2-6%), Eosinophile Granulozyten (1-5%), Basophile Granulozyten (< 1%). Sofern Sie nun das spontane Bedürfnis verspüren, sich dies für die Zukunft einzuprägen, kann folgender Satz helfen: Never let monkeys eat bananas! Meine allerliebste Eselsbrücke bezieht sich jedoch auf die Frage, welches von den Cholesterinen das gute ist, es ist das HDL (Hab Dich lieb). Und um das Liebhaben, bzw. die Liebe soll es hier gehen. Möglichst frei von Pathos und nicht „nur“ im Sinne von Shakespeare.

Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe die u. a. im Gehirn produziert werden und kodierte Informationen weiterleiten. Einer davon ist das Dopamin. Dopamin wird aus der Aminosäure Thyrosin gebildet und ist die Vorstufe des Noradrenalins bzw. Adrenalins. Das klingt erst einmal eher sachlich und unromantisch, tatsächlich wird ein ausreichend hoher Dopaminspiegel jedoch mit der Fähigkeit sich zu verlieben assoziiert. An dieser Stelle stellt sich allerdings auch die berühmte Frage nach dem Huhn und dem Ei, denn wenn wir lieben ist der Spiegel angehoben. Dopamin ist für Empfindungen wie zum Beispiel Motivation, Hochgefühl, Begierde und Aufmerksamkeit zuständig. Wenn wir unter (positivem) Stress stehen, Entscheidungen zu treffen haben, ein aktives Leben führen in dem wir mit beiden Beinen stehen, wird die Dopaminproduktion im Gehirn angeregt.

Zum Verlieben braucht es natürlich einen geeigneten Kandidaten, bzw. eine Kandidatin. Und jetzt wird es auch ein wenig spirituell: Wir ziehen an, was uns entspricht, bzw. dem Bild, was wir von uns und dem Leben haben. Natürlich kann man sich schlicht und einfach in einen genetisch übervorteilten – sprich gutaussehenden Menschen verlieben, das ist naheliegend und somit auch furchtbar klischeehaft, zumindest meiner persönlichen Meinung nach. Sich zu verlieben bedeutet, dass man etwas von sich selbst in den Anderen hineinprojiziert, bzw. in ihm oder ihr (überhaupt erst) erkennt. Das was uns also fasziniert und anzieht, ist nicht nur er oder sie, sondern auch etwas, dass wir vielleicht erst durch das Verlieben in uns entdeckt haben, obwohl es schon immer da war. Quasi eine Saite die zum Klingen gebracht wird.

Verliebtheit ist ein sehr körperlicher Zustand. Wir haben Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch, sind aufgeregt und mehr oder weniger nervös. Für eine gewisse Zeit bleibt es spannend, ob aus der ersten Verliebtheit Liebe wird. Wer frisch verliebt ist, zeigt sich gerne von seiner Schokoladenseite, versucht vielleicht Schwächen zu kaschieren und die beste Version seiner selbst zu werden. Man veredelt sich also selbst und betreibt Selbst-Marketing. Obwohl natürlich er oder sie einen wesentlichen Teil des Fühlens und Denken einnimmt, sind Gehirnareale aktiv, die einen Selbstbezug haben. Man ist folglich in einen Menschen verliebt und ein Stück weit auch in das Gefühl der Verliebtheit und in sich selbst. Mit der Zeit reift die Verliebtheit vielleicht zur Liebe heran – oder eben auch nicht.

Zur Liebe gehören auch Triebe. Letzteres klingt zugegeben ziemlich altbacken, aber dafür reimt es sich. Beides gehört zusammen und kann sich gegenseitig verstärken. In diesem Zusammenhang ist das Oxytocin interessant. Es wird im Hinterlappen der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) freigesetzt und stimuliert u. a. die Wehenbildung. Bekannter wurde es allerdings unter seinem Künstlernamen „Kuschelhormon“. Werden Liebe und Triebe beim Kuscheln und dem was folgen mag in die Tat umgesetzt, wird Oxytocin ausgeschüttet. Es verströmt Ausgeglichenheit und Glück. Außerdem fördert das Kuschelhormon Eigenschaften, die dem sozialen Gefüge zu Gute kommen, wie zum Beispiel Großherzigkeit. Oxytocin stimuliert sowohl bei Männern als auch bei Frauen die Bindung an den Partner und – die Natur ist nun mal vorausschauend und feinsinnig – auch die Bindung an das Baby, womit wir wieder bei den 268 Tagen wären.

Beziehung ist dann das, was irgendwo zwischen den beiden Polen Anpassung und Autonomie stattfindet. Damit aus zwei Leben ein gemeinsames werden kann, braucht es die Fähigkeit zu einer gewissen Anpassung. Dagegen brauchen wir die Autonomie um uns abzugrenzen, ein Stück weit das eigene Ding zu machen, eine eigene Meinung zu haben. Ein Ich im Wir zu bleiben. Liebe und echte Nähe können Angst machen. Zum Beispiel Angst vor dem Selbstverlust. Interessanterweise gilt dies sowohl für angepasste Menschen als auch autonome. Bei angepassten Charakteren liegen die Gründe auf der Hand. Nicht wenige im Kern sehr zur Anpassung neigende Menschen flüchten sich vordergründig zum autonomen Pol hin. Natürlich sind weder Autonomie noch Anpassung etwas „verkehrtes“. Es sind Eigenschaften die im ausgeglichenen Maß Teil unseres menschlichen Lebens sind. Zu welchem Pol man stärker neigt, ist nicht in Stein gemeißelt. Dies kann im Laufe des Lebens und auch während einer Beziehung variieren.

Anna Karenina von Leo Tolstoi beginnt mit dem Satz:“ Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Art unglücklich“. Vielleicht trifft dies im übertragenden Sinne auch auf Paare zu. Ich lese immer wieder, dass unser Gehirn evolutionär bedingt dazu neigt, sich auf das Negative zu fokussieren. In grauer Vorzeit war es lebensnotwendig Gefahren zu erkennen. Die Kehrseite ist allerdings das doch recht bekannte „Heulen auf hohem Niveau“. Glückliche Langzeitpaare machen, so glaube ich, eher (bewusst) das Gegenteil. Er oder sie wird ein Stück weit idealisiert. Der Fokus wird mehr auf die Stärken, als die vermeintlichen Schwächen gelegt und stärker auf das, was verbindet, als das, was trennt.

Und apropos er oder sie. Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind, nicht nur medizinisch betrachtet. Oscar Wilde brachte dies einst mit dem folgenden Zitat auf den Punkt: „Männer wollen stets die erste Liebe einer Frau sein; Frauen haben einen subtileren Instinkt: Sie wollen die letzte Romanze eines Mannes sein“.

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