Über dieses Wort stolpere ich derzeit häufiger und irgendwie lässt es mich stets ein wenig ratlos zurück. Was bedeutet Selbstoptimierung eigentlich, wer definiert die Parameter und wem bringt diese etwas?
Aus meiner Sicht setzt jede Optimierung voraus, dass etwas bereits gut ist. Es geht nicht mehr darum, den Grundstein zu legen, sondern etwas den Feinschliff zu geben, das Tüpfelchen auf das i zu setzten, den letzen großen gekonnten Kunstgriff. Und warum sollte man sich nun selbst optimieren? Vielleicht, weil man es kann, unsere Gesellschaft auf höher schneller weiter ausgerichtet ist oder um das eigene Potential zu entfalten, um die PS ,die man in sich trägt auch wirklich auf die Straße zu bringen.
Meist schlummert unentdecktes Potential in uns. Unentdeckt, weil wir es möglicherweise im Leben noch gar nicht brauchten, nicht gelebt haben, weil es gerade nicht passt oder nicht so recht wissen, wie wir es leben sollen oder können. Und je nachdem, was gerade im Leben ansteht, welche Fähigkeiten aktuell an vorderster Front gefragt sind, kultivieren wir diese. Mal klingt die eine Saite in uns besonders laut, mal eine andere und die, die gerade nicht klingen, sind aber dennoch da, bereit jederzeit angeschlagen zu werden.
Zurück zur Selbstoptimierung, der ehrwürdige Duden definiert diese wie folgt: “Jemandes (übermäßige) freiwillige Anpassung an äußere Zwänge, gesellschaftliche Erwartungen oder Ideale u. Ä.”. Damit kommen wir der Sache schon einmal näher, dass Ganze ist also freiwilliges Anpassen. Man beschließt, dass da noch was geht, Luft nach oben ist und macht sich fleißig, reflektiert und frisch ans Werk und wo ein Substantiv ist, da ist auch ein Markt.
Je nachdem, wen man also beauftragt, um Rat fragt oder sich zum Vorbild nimmt, bekommt man bestimmte Ideale und Ziele vorgegeben. Ich persönlich bin unbedingt dafür, dass eigene Leben nicht nur irgendwie möglichst unauffällig auszusitzen bis der Abspann läuft, sondern wirklich zu leben, dass eigene Potential zu entfalten, sich einzulassen, etwas auszuprobieren, auf die Nase zu fallen und wiederaufzustehen, zu lernen und zu wachsen. Aber: Dies alles hat etwas mit Einlassen zu tun, der Bereitschaft etwas zu riskieren, scheitern zu dürfen, zu Erkennen, dass es nur ein Fehler war, wenn man nichts gelernt hat mit jedem neuen Tag klüger weiterzumachen als vorher und das das Leben nicht immer nur ein Ponyhof ist.
Selbstoptimierung ist meiner Meinung nach etwas, dass sich nicht aus dem Fluss des Lebens und seinen Herausforderungen ergibt, sondern es orientiert sich an äußeren Maßstäben und Idealen. Sich einmal selbst in die Waagschale zu werfen und bewusst an sich zu arbeiten, kann natürlich auch weiterbringen, ist manchmal notwendig, aber alles mit Maß und Ziel; denn wo ich mich übermäßig anpasse, verliere ich mich selber, wo ich übermäßig mich selbst analysiere, kreise ich am Ende nur ergebnislos um mich selbst.
Optimieren bedeutet auch, aufzuhören, wenn es am Schönsten ist und zu erkennen, dass Maßstäbe und Prioritäten sich immer ändern, auch und vor allem die eigenen. Auch wenn die Frage wer und wie wir sein sollten vermutlich stets eine der größten im Leben ist, sind wir doch vor allem eins: wir selbst und das hoffentlich überwiegend zufrieden und glücklich, denn weder das Leben noch wir selbst müssen perfekt sein, sondern echt.