Wir alle tragen ein kleines Stück des Meeres in uns.

Jede einzelne unser ca. 100 Billionen Körperzellen enthält Wasser und ist von Wasser ummantelt. In dieser Hülle aus Wasser sind Stoffe gelöst, die für das Leben der Zelle unverzichtbar sind. Wasser ist Leben und unser aller Leben nahm einst vor ca. 3,5 Milliarden Jahren seinen Ursprung im Meer. Die ersten Einzeller fanden dort ein überwiegend konstantes Milieu aus Wasser und Mineralien. Die einzelne Zelle konnte die benötigten Nährstoffe und die Abfallprodukte ihres Stoffwechsels direkt über die Zellmembran austauschen. Dieses Grundprinzip tragen wir bis heute in uns, quasi: ein kleines „Meer-to-go“. Unser Blut hat eine ähnliche Konsistenz wie Meerwasser und weist dieselbe Mineralzusammensetzung auf.

Von allen Bestandteilen unseres Körpers hat das Wasser den größten Anteil. Der Körper eines Erwachsenen besteht zu ca. 73 % aus Wasser. Dieses verteilt sich unterschiedlich auf die diversen Gewebe und Organe. Zum Beispiel besteht das Gehirn zu ca. 85 % aus Wasser, Fettgewebe dagegen hat einen Wasseranteil von 10 – 30 %. Idealerweise besteht ein dynamisches Gleichgewicht zwischen der Aufnahme und der Ausscheidung von Wasser. Wir nehmen Wasser sowohl durch das Trinken, als auch mit der Nahrung auf. Eine weitere Quelle ist das sog. Oxidationswasser, was bedeutet, dass bei der Verbrennung von Nährstoffen in der Zelle Wasser entsteht. Ausgeschieden wird Wasser über die Nieren und zum geringeren Anteil über den Darm. Außerdem verlässt Wasser den Körper über die Haut – auch ohne dass wir spürbar schwitzen – und die Atemluft, diese Vorgänge tragen den wohlklingenden Namen Perspiratio insensibilis. Das Wasser ausgeatmet wird, kann man bei kalten Temperaturen mit eigenen Augen beobachten.

Unser Stoffwechsel besteht aus verschiedenen chemischen Systemen, die alle ineinandergreifen und sich gegenseitig beeinflussen. Keines dieser Systeme liegt auf dem Trockenen. Wasser ist für den Stoffwechsel unverzichtbar, denn es ist stets mit von der Partie und besitzt daneben auch eigene Stoffwechselfunktionen im Rahmen der sog. Hydrolyse. Hier nur eine kleine Auswahl der Funktionen: U. a. ist es an der Aufspaltung von Proteinen und großen Fettmolekülen beteiligt (Hydrolyse), an der Entgiftung, es ist das Lösungsmittel für wasserlösliche Stoffe, es wird für die Bildung aller im Gehirn produzierten Hormone benötigt, zaubert den Glanz und Schimmer in die Augen, es ist an der Bildung von Neurotransmittern beteiligt und ein Transportmittel.

Wasser ist gerecht, bis ins Kleinste. Die Osmose ist ein Naturgesetz und somit nicht verhandelbar. Wasser hält das osmotische Gleichgewicht des Körpers aufrecht. Was konkret bedeutet, dass Wasser vom Ort der niedrigeren Konzentration zum Ort der höheren Konzentration fließt. Nehmen wir zum Beispiel Salz zu uns, wird das Wasser aus den Geweben und den Blutzellen osmotisch in die Blutgefäße strömen um ein exaktes Gleichwicht der Konzentration in und außerhalb der Blutgefäße herzustellen. Mehr Wasser in den Blutgefäßen bedeutet jedoch auch mehr Volumen, was wiederrum den Blutdruck erhöht. Dies ist ein Grund, warum es ratsam ist bei erhöhtem Blutdruck beim Salzverzehr zu haushalten.

Hunger und Durst werden in derselben Gehirnregion wahrgenommen, dem Hypothalamus. Gar nicht so selten wird das eine mit dem anderen verwechselt. Durst lässt sich am besten von Hunger unterscheiden, indem man vor dem Essen erst einmal Wasser trinkt, wie es einige Tierarten tun. Zum Meer gehören jedoch nicht nur das Wasser, sondern auch die Mineralsalze.

In einigen Kulturen wurde einst Salz mit Gold aufgewogen. Es ist lebenswichtig. Das Wasser im Körper befindet sich entweder in den Zellen oder eben außerhalb der Zellen. Das Gleichgewicht zwischen diesen beiden „Meeren“ ist ein komplexes. Damit es aufrecht erhalten werden kann, benötigen wir natürlich Wasser, aber auch Kalium und Salz. Kalium befindet sich zu 98 % in den Zellen und bindet dort Wasser. Salz wird von einer gesunden Niere ausgeschieden und zudem ausgeschwitzt. Über den Stuhl geht ebenfalls Salz verloren, lustiger – und vor allem sinnvollerweise enthält Stuhl immer exakt die gleiche Menge Salz, zumindest unter physiologischen Umständen.

Wasser kann bei Nierengesunden als natürliches Diuretikum wirken. Warum das so ist? Steht dem Körper genug Wasser zur Verfügung, scheidet er problemlos Salz mit dem Urin aus und damit auch mehr Wasser, was Ödemen entgegenwirkt, denn Salz ist osmotisch. Außerdem kann Wasser einem trägen Darm auf die Sprünge helfen. Für die Verdauung wird viel Wasser benötigt, welches im Dickdarm zurück resorbiert wird. Mangelt es an Wasser, wird selbiges vermehrt zurückgeholt und die Peristaltik des Darms wird schwerfälliger, der Stuhl härter. Zwei oder drei Gläser Wasser morgens nüchtern nach dem Aufstehen können reichlich Schwung in den Darm bringen.

Und nun – um bei dem Bild des Meeres zu bleiben – Butter bei die Fische: Wie viel Wasser braucht der Mensch? Ein Erwachsener, der in Mitteleuropa lebt, scheidet im Durchschnitt ca. 2,5 Liter Wasser pro Tag aus, 1,5 Liter über den Urin, 0,9 Liter über Lunge und Haut und der Darm bildet mit 0,1 Liter das Schlusslicht. Diese Menge kann jedoch erheblich ansteigen. Bei Sport oder körperlicher Arbeit in großer Hitze können ohne Weiteres bis zu 1,6 zusätzliche Liter pro Stunde verloren gehen und damit auch Salz. Damit die Wasserbilanz am Ende des Tages nicht negativ ausfällt, gilt es die Menge, die verloren wurde, auch zu ersetzen.

Ausreichend und rechtzeitig Wasser zu trinken kann im Alltag durchaus eine Herausforderung sein. Ob Oscar Wilde gerne und reichlich Wasser trank, kann ich nicht beurteilen, aber er hatte eine Meinung zum Thema und zur menschlichen Natur, die ich gerne zitiere: „Wenn eine Regierung das Trinken von Wasser verbieten würde, wäre es beliebter als Whiskey“.

#H2O #meertogo